Montag, 31. Oktober 2016

Eine Hopfenheißschale, bitte


(Ich weiß ich weiß: Der Wortwitz in der Überschrift ist eher plump, aber das Wort ist meine ureigenste Schöpfung. Daher lasst Milde walten.....)
Im vergangenen Jahr waren wir anlässlich der Verleihung des Deutschen Gartenbuchpreises auf Schloß Dennenlohe im beschaulichen Gunzenhausen in Mittelfranken, mitten im fränkischen Seenland. Idylle pur!



Die Gegend ist auch bekannt als eines der Hauptanbaugebiete für Hopfen. Immer wieder sieht man die meterhohen Gestelle, an denen das üppige Grün nur so wuchert. Wollte ich sofort auch haben. Zurück in Berlin machten wir uns auf die Suche, aber in keinem Pflanzenmarkt fanden wir Hopfen. Von der Aussaat wird allerdings abgeraten, die Pflänzchen sind ein wenig sensibel. Also habe ich (tatsächlich) zum allerersten Mal Pflanzen im Internet bestellt, bei einem Spezialversand aus Oberbayern, nicht weit von Gunzenhausen entfernt. Die Pflanzen kamen gut verpackt, aber waren so dermaßen winzig, dass ich kaum glauben konnte dass sie später mal locker 4 meter lang würden.
Doch sie wuchsen nach anfänglichem Zögern recht schnell in die Höhe und problemlos auch waagerecht weiter.


Anfang Oktober waren die weibliche Zapfen schon recht groß, etwa 3,5 cm lang. (Bei uns wächst die "Zwergsorte" Gimmli, die "nur" 4 meter groß wird und sich entsprechend gut für kleine Gärten und Kübelbepflanzung eignet.)
Bei der dann doch eher überschaubaren Menge war die Ernte per Hand kein Problem, die Zapfen wurden sorgsam abgezupft und an einem luftigen Ort zum Trocknen aufbewahrt.
Doch ich will nicht unter die Bierbrauer gehen, sondern möchte daraus einen Tee kochen. Dem Hopfen werden gar wundersame Heilkräfte zugesprochen: appetitanregend, verdauungsfördernd, und vor Allem beruhigend und schlaffördernd. Das liegt an den Gerb- und Bitterstoffen der weiblichen Hopfenzapfen sowie der enthaltenen ätherischen Öle.
Nur so nebenbei: Hopfen gehört zu den Hanfgewächsen, grins.....
Erwähnte ich schon den lateinischen Namen? Nein, schnell nachgeholt: Humulus lupulus. Echt!!!!
Da der Hopfen relativ bitter schmeckt mische ich ihn nun mit getrocknetem Salbeiblättern sowie meinem grandiosen selbstgemachten Hagebutten-Tee

 

Hagebutten-Tee selber machen

Hagebutten sind ware Vitamin-C-Bomben! Und jetzt, vor dem ersten Frost, ist die ideale Zeit um sie zu ernten. Die Zubereitung des eigenen Hagebutten-Tees ist zwar ein bisschen aufwendig, dafür wird aber der tolle Geschmack für die Mühen entschädigen. Bei uns auf dem Dach wächst ein prächtiger Hagebutten-Strauch, mit unzähligen rot-orangenen Früchten, und neulich war Erntetag!




Allerdings Obacht: Gartenhandschuhe sind ratsam, denn es wird eine pieksige Angelegenheit. Die Früchte am Besten in einem luftdurchlässigen Behälter hinein ernten und schon die Früchte, die etwas matschig sind oder eine Stelle haben aussortieren, denn die haben oft schon einen kleinen gefrässigen Bewohner!

Die Früchte gut abwaschen, und nun wird es haarig: Stile und Blütenansätze entfernen, die Frucht je nach Größe längs Halbieren oder gar Vierteln, und die Kerne - auch Nüsschen genannt - heraus schaben. Geht mit einem Messer, einem Löffel etc...  Die Kerne NICHT wegwerfen, daraus machen wir später den berühmten Kernlestee!


Die Stücke der Hagebuttenschale erneut gut abbrausen, damit alle Härchen entfernt sind (denn, wie man weiß, werden diese auch gerne als Juckpulver verwendet, macht sich also nicht so gut auf der Zunge oder im Rachen, lach.....)
Übrigens: Kribbelnde Finger und Hände sollte man hier einkalkulieren und tapfer in Kauf nehmen. Mit Handschuhen wäre die Feinmotorik wohl zu arg eingeschränkt...


 Die Hagebutten-Stücke so auf ein Backblech legen, dass sie nicht aufeinander liegen, und ab in den Backofen, bei 40 Grad für mindestens 5 Stunden (bei mehreren Blechen Umluft verwenden), zwischendurch immer mal wieder einen Blick hinein werfen: Das Fruchtfleisch sollte am Ende absolut trocken sein.
 Das ist übrigens der kleine klägliche Rest, der keiner Verwendung finden konnte. Die durchgetrockneten Hagebutten-Stücken werden wie jeder normale andere Tee aufbewahrt: In einem luftdichten Gefäß (Schraubglas oder Einmachglas oder Vorratsdose) an einem trockenen und dunklen Ort.
 Hagebuttentee-Zubereitung ist selbstverständlich simpel: 2 TL in einen Filter geben und ab in den Becher, mit kochendem Wasser übergießen und ca 10 Minuten ziehen lassen, ab und zu mal umrühren. Sollte er als reiner Heiltee Verwendung finden dann 5 Minuten länger ziehen lassen. Übriges nicht wundern, wenn der Tee überraschend "blass" aussieht: Dem "normalen" Hagebuttentee im Teebeutel aus dem Supermarkt wird Hibiscus zugesetzt, daher die schöne tiefrote Farbe. Aber Farbe ist nicht alles, es kommt auf den Geschmack an!

Zwischendurch kommen wir kurz auf den

Kernles-Tee 

 

 Der Kernlestee kommt gerade wieder in Mode, lange Zeit wurden die Kerne eher stiefmütterlich behandelt. Dabei ist der Tee irre gesund, gerade bei Erkältungen oder Blasenleiden hilft er, dient auch der Blutreinigung, hilft bei Nierenleiden und entwässert. Und: Er schmeckt nach VANILLE! Echt!






Für den Kernlestee die Kerne ebenfalls SEHR gründlich abbrausen, damit man so viele der Härchen wie möglich entfernt. Dann ganz einfach trocknen lassen, ein paar Tage auf der Heizung oder am Ofen oder gaaaaaanz sanft im Backofen. Meine Methode: Die Kerne auf einem Tablett auf einem Küchentuch ausbreiten (was auch noch den letzten Rest Feuchtigkeit aufsaugt) und dann auf dem Fußboden 2-3 Tage stehen lassen (dank Fußbodenheizung werden die Kerne so ganz langsam getrocknet.)


 Zubereitungsvarianten des Kernles-Tees (für einen großen Becher):

2 TL Hagebuttenkerne grob zermahlen, mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10-15 Minuten ziehen lassen, dann eventuell mit Honig süßen
oder
2 EL Hagebuttenkerne in kaltes Wasser geben, abdecken und über nacht durchziehen lassen, dann aufkochen und 20 Minuten köcheln lassen.


Für meine Hopfenheißschale fehlt mir noch der

Salbei-Tee 

 



 Bevor der Salbeitopf aus meinem Kräutergarten auf dem Dach zum Überwintern in der Keller kommt (und dort alle paar Wochen auch gegossen werden muss) hab ich ihn heute "abgeerntet", die Zweige zu kleinen Sträußen gebunden und an einem längeren Band befestigt. Nun darf die Salbei-Girlande an einem luftigen und schattigen Ort ein paar Tage trocknen lassen, danach ebenso luftig und schattig aufbewahren.
Der Salbeitee wirkt super bei Halsschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden, einfach ein paar Blätter abzupfen, mit kochendem Wasser überbrühen, ein paar Minuten ziehen lassen, dann Blätter wieder heraus nehmen und nach Belieben mit Honig süssen.
Man kann die getrockneten Salbeiblätter übrigens ebenso gut zum Würzen verwenden, etwa in meinem Grünen Spargel in Salbei-Thymian-Rosmarin-Butter 

Wem der Salbei-Tee nicht sooo gut schmeckt der kann ihn mit allerlei anderen Teesorten mischen, wir haben dazu gleich noch den letzen Korb Pfefferminze für dieses Jahr geerntet, wird ebenfalls getrocknet und allein oder in Kombination mit anderen Tees getrunken.


So, wir haben alle drei Ingredienzien und nun kann sie beginnen, die Produktion unseres

Hopfen-Salbei-Hagebutten-Tees




und die ist denkbar einfach:

Jeweils alle Zutaten zu gleichen Teilen sanft miteinander vermischen.

Ja, das ist alles :-)


Nett verpackt ist das natürlich auch ein liebevolles Mitbringsel oder tolles Weihnachtsgeschenk.









Für eine große Tasse Hopfenheißschale einen gehäuften TL der Mischung mit kochendem Wasser übergießen (in einem Tee-Ei oder Filter) und 10 Minuten ziehen lassen. Wem es noch zu bitter ist der kann einen Löffel Honig hinzugeben.





Wer mehr über unseren "weltberühmten" Dachgarten im Stil eines Cottage-Gardens in Berlin erfahren möchte dem lege ich den Dachgarten-Blog ans Herz.








Noch viel mehr tolle Rezepte, dazu Bastel- und Dekotipps sowie Einblicke in Gärten und Parks in Berlin gibt es auf dem "Mutterblog"
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